Wandelbarer Zeitzeuge seit 1939
Anfang Mai 1939 wurde das neue Kongresshaus Zürich eingeweiht: Der offizielle Festakt zur Eröffnung der «Landi» fand in der neu integrierten Tonhalle statt, das darauffolgende Festbankett im grossen Kongresssaal. Die Landesausstellung von Mai bis Oktober 1939 wurde zu einem politisch sehr angespannten Zeitpunkt durchgeführt – und war ein riesengrosser Erfolg. Über 10 Millionen Besuchende waren begeistert von der Ausstellung, die Unterhaltung mit Innovationskraft und Identitätsbildung verknüpfte.
Schifflibach und Seilbahn
Wussten Sie beispielsweise, dass eine Wasserrinne durch das Ausstellungsgelände am linken Seeufer geführt hatte, der sogenannte «Schifflibach», auf welchem Besucherinnen und Besucher in kleinen metallenen Booten durch die Landi 1939 gondelten? Mit der Landibahn – einer 900 Meter langen Seilbahn – konnten die Besuchenden dann schwebend vom linken zum rechten Zürichseeufer gelangen, wo sich das andere Ausstellungsgelände befand.
Vogelperspektive aufs Kongresshaus
Dabei fiel ihr Blick aus der Luft bestimmt auch aufs frisch eröffnete Kongresshaus Zürich. Das Werk des Zürcher Architekturbüros «Haefeli Moser Steiger» gilt bis heute als wichtiger Vertreter des sogenannten «Landistils» – einer moderaten Schweizer Moderne. Offen positioniert und ausgerichtet zum See einte das neue Kongresshaus Zürich die zwei Ausstellungsgelände geografisch wie auch ideologisch: Während am linken Zürichseeufer die moderne, industrielle Schweiz zur Schau gestellt wurde, dominierten am rechten Ufer Ausstellungen zur traditionelleren Schweiz.
Gesamterneuerung gelingt Spagat
Der Rückbau des Panoramasaals zugunsten der weiträumigen Terrasse und die Treppe von der Terrasse in den Garten erinnern an die ursprüngliche Architektur des Kongresshauses. Gleichzeitig wird das Gebäude auf den modernsten Stand der Technik gebracht und die multifunktionale Nutzung, die bereits 1939 angedacht war, erhöht sich mit dem Umbau erneut. Damit bleibt das Kongresshaus Zürich ein eindrucksvoller architektonischer Zeitzeuge, der damals wie heute für Vielfalt, Offenheit und Flexibilität steht.
Bild: Schweizerisches Nationalmuseum LM-101464.16