Zünftige Vorfreude auf den Wiedereinzug
Seit einem halben Jahr ist Manuel Kormann Stubenmeister der Zunft zu den Drei Königen. Bloss: Momentan fehlen ihm sowohl die Stube wie auch die Gelegenheit, Anlässe durchzuführen. Aber nicht mehr lange, denn mit der Wiedereröffnung des Kongresshauses Zürich zieht die Zunft in ihr angestammtes Zunftlokal zurück.
Entstanden ist die Zunft zu den Drei Königen im Zuge der Eingemeindung des Stadtteils Enge im Jahre 1897, und damit ist das Kongresshaus als Zunftstube naheliegend. «Unsere Zunft ist keine historische Handwerkerzunft, sondern eine Quartierzunft. Der Bezug zum Quartier Enge steht für alle irgendwo, auch wenn wir heute teilweise in alle Himmelsrichtungen verteilt leben», erklärt Zunftmeister Rolf Bühler. In der Zunft, der er als Zunftmeister ebenfalls seit einem halben Jahr vorsteht, sind denn auch besonders viele Berufsgattungen vertreten, und es treffen Leute mit handwerklichem, akademischem oder kaufmännischem Hintergrund aufeinander. «Das schätzen wir alle sehr, und es entstehen langjährige und intensive Freundschaften», erklärt Stubenmeister Kormann die Zusammensetzung der Zunft.
«Nächstes Jahr wird unsere Zunft 125 Jahre alt. Wir planen eine rauschende Ballnacht zu unserem Jubiläum.»
Heuer fällt der wichtigste Zunftanlass – das Zürcher Sechseläuten – schon zum zweiten Mal aus. Gemeinsam organisieren Kormann und Bühler ein kurzes virtuelles Treffen der Zunft zu den Drei Königen. Geheimnisvoll schauen sich die beiden an: Auch an eine kulinarische Überraschung für ihre Zünfter haben die beiden gedacht. Viel lieber aber befassen sie sich mit der Planung der zukünftigen physischen Anlässe zurück im Kongresshaus Zürich. Da wird bald auch die 800 Kilogramm schwere Drei-Königs-Eisenplastik des Künstlers John Tobler, die Altzunftmeister und Zunftveteranen der Zunft geschenkt haben, wieder präsentiert. Manuel Kormann verrät weiter: «Nächstes Jahr wird unsere Zunft 125 Jahre alt. Wir planen eine rauschende Ballnacht, mit welcher wir in unseren Geburtstag hineintanzen wollen.»
Stubenmeister Kormann wird bereits im November 2021 anlässlich des Rechenmahls sowie vor allem im nächsten Jahr am Sechseläuten sein organisatorisches Talent unter Beweis stellen können, Zunftmeister Bühler sein rhetorisches. «Am Sechseläuten ist es die Pflicht und Kür des Zunftmeisters, spassige und unterhaltsame Ansprachen zu halten und Reden der Sprecher der eingeladenen Zünfte am Abend schlagfertig Paroli zu bieten.» Von diesen wird das Zunftlokal der Zunft zu den Drei Königen manchmal spöttisch auch als «Mensa» bezeichnet. Völlig zu unrecht: Längst nicht alle Zürcher Zünfte haben eine so grosszügige und vielfältig nutzbare Zunftstube. Die Gegenrede hierzu fällt Rolf Bühler leicht: «Hier spricht purer Neid. Das Kongresshaus ist ideal für uns und eröffnet viele Möglichkeiten. Der Umbau gefällt uns wahnsinnig gut.» Und der Stubenmeister ergänzt schwärmend: «Wir können grosse Anlässe mit vielen Gästen durchführen, aber auch sogenannte ‘Gelehrtenvorträge’ im kleineren Rahmen. Die Zusammenarbeit mit dem Kongresshaus ist sehr konstruktiv. Unsere Vorfreude auf die Rückkehr in die alte Heimat ist dementsprechend zünftig gross.»
Steckbrief
Name: Manuel Kormann
Funktion: Stubenmeister der Zunft zu den Drei Königen
Hauptaufgaben: organisiert und führt durch die Zunftanlässe wie Sechseläuten, Rechenmahl und den Dreikönigstag in der Zunftstube im Kongresshaus Zürich
Mag an seiner Arbeit: Austausch und Pflege von Freundschaften
Bild: André Springer